22. November 2014

Von Scheu zu Zahm

Wer kennt es nicht, ein neues Schwein zieht ein und meistens ist es sehr scheu und versteckt sich lieber. Blicken lässt es sich nur ganz selten, bei der kleinsten Bewegung rennt es wieder in Sicherheit und an aus der Hand füttern ist überhaupt nicht zu denken. So war es bei mir auch, aber ich konnte die Kleinen vom Gegenteil überzeugen.

Die Angst der kleinen Meerschweinchen ist berechtigt. Sie werden aus ihrer vertrauten in eine völlig fremde und unbekannte Umgebung verfrachtet. Riesige unbekannte Menschen starren und greifen nach ihnen. Sie müssen erst ihr neues Heim kennenlernen und verstehen das wir Menschen nichts schlimmes tun.
Die Umsetzung ist relativ einfach, sie braucht nur seine Zeit. Wie viel kann man nicht pauschal sagen. Es kommt auf das Tier selbst drauf an, wie viel Zeit man am Anfang mit den Tieren verbringt, wie man sich verhält, und und und. So hatte ich schon Tiere die mir am nächsten Tag aus der Hand fraßen, nach einer Woche und nun habe ich ein Tier bei dem nach drei Monaten noch immer nicht daran zu denken ist.
Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich bei meinen ersten Wutzen vorgegangen bin. Sie waren nur wenige Wochen alt. Da sie kein erwachsenes Vorbild hatten, versteckten sie sich vor Angst in ihrem Unterstand. Zwei Tage bekam ich sie praktisch nicht zu Gesicht. Ihr Futter legte ich ihnen direkt vor die Tür, dann holten sie es sich. Ich hörte sie zwar schon am zweiten Tag wie sie auch mal ihren Unterstand verließen und wenige zarte Schritte durch ihr neues Heim wagten. Aber nur ein fremdes Geräusch (und davon gibt es am Anfang mehr als genug) oder eine kleinste Bewegung von mir und sie waren im Unterstand verschwunden. Nach dem die Kleinen sich trauten herum zu laufen konnte die Gewöhnung an den Halter, an mich, beginnen. Ich setzte mich einfach neben den Käfig und machte... nichts. Naja ein paar Worte redete ich mit ihnen das sie sich an meine Stimme gewöhnten. Nur durch meine Anwesenheit dauerte es länger bis sie sich hervor trauten. Wenn sie es taten bewegte ich mich ganz vorsichtig. Aber keine Bewegung in ihre Richtung. Am Anfang waren es nur kleine Bewegungen wie den Kopf hin und her bewegen, die Schultern hoch ziehen und dann auch mal den ganzen Oberkörper nach links und rechts pendeln. Bei den ersten Versuchen waren sie schnell wieder verschwunden. Aber ich übte häufig mit ihnen, fünf bis sechs mal für 10 bis 20 Minuten setzte ich mich zu ihnen. Sie lernten schnell das ihnen dabei nichts passiert, also fing ich auch an Die Arme nach oben zu heben immer ein Stückchen mehr und ich bewegte mich auch etwas schneller (aber nicht hektisch). Nach etwa einer Woche konnte ich schon Versuchen das sie sich ihr Futter aus meiner Hand holten. Es ist ganz hilfreich wenn die Tiere leicht hungrig sind, dann trauen sie sich schneller Futter zu holen. Also am besten vor einer großen Fütterung so etwas üben. Am Anfang eignet sich Petersilie mit langen Stielen, eben alles wo der Abstand zwischen Schweinchen und Hand so groß wie möglich ist. Wenn sie sich trauen kann man den Abstand immer weiter verkürzen bis sie an die Hand gehen. Stück für Stück lernen sie das der Mensch nicht gefährlich ist und Vertrauen baut sich auf.
Bei den nächsten zwei Tieren die einzogen (mit einigen zeitlichen Abstand) ging es viel leichter von der Hand. Das erste von ihnen war schon Erwachsen und die Vorbesitzer hatten gute Arbeit geleistet. Es traute sich von Anfang an mit herum zu laufen und nach wenigen Tagen holte es sich Futter aus der Hand. Das zweite von ihnen war wieder ein Jungtier. Es traute sich ebenfalls früh mit den anderen heraus. Der kleine hatte sie als Vorbild. Das hilft enorm die Angst zu überwinden. Meine ersten Tiere hatten das leider nicht.
Selbst wenn man alles Richtig macht, erwachsene Tiere hat und viel Geduld mit bringt. Jedes Tier hat seinen eigene Charakter. So habe ich nun zwei Tiere die extrem schüchtern sind. Das erste frisst mittlerweile mir aus der Hand, legt aber noch immer den Rückwärtsgang ein sobald es sein Stück hat. Das sieht zwar sehr niedlich aus, aber an weiterführende Vertrauensarbeit ist nicht zu denken, sprich kleinere Kunststücke. Und das neuste ist nun seit drei Monaten hier und hat noch so viel schiss vor mir und fremden Geräuschen, wie ich es noch nicht erlebt habe. Es wählt immer den größten Abstand zu mir, egal was ich mache, ob still sitzen oder leicht bewegen. Mit genug Abstand frisst es auch auf freier Fläche mit den anderen, aber wenn möglich dann doch im Unterstand fressen. Ich habe schon versucht Leckereien auf den Boden zu legen und meine Hand in 30cm und mehr Entfernung, um dann den Abstand Stück für Stück zu verkleinern. Keine Chance! Ich werde es geduldig weiter Versuchen, aber ich mache mir mittlerweile keine Hoffnungen mehr.

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